Es gibt ein „Saying“ was es ganz gut zusammenfasst. „ You are braver than you believe, stronger than you seem and smarter than you think“.

 

 

Alice: Wie hast du von der Diagnose erfahren und wie alt warst du zu dem Zeitpunkt?

Matea: Zum Zeitpunkt der Krankheit war ich 25 Jahre alt. Stand Mitten im Leben. In meinen schönen Zwanzigern. War im zweiten Jahr meiner Ausbildung zur Erzieherin. An einem Sonntag im September ´20 hatte ich einen Hubbel in meiner rechten Brust ertastet. Aufgrund Vorbelastung in der Familie ging ich öfter zu meiner Frauenärztin als andere junge Frauen. Am Tag nachdem Ertasten hatte ich einen Termin bei ihr. Sie hat mich zur Radiologie geschickt. Die haben eine Mammographie und eine Stanzbiopsie gemacht. Am Donnerstag hatte ich das erschütternde Ergebnis


Alice: Hast du dir vorher Gedanken zum Thema Brustkrebs und Vorsorge gemacht?

Matea: Meine Mum ist 2013 erkrankt. Das war mein erster Berührungspunkt mit dieser Krankheit. Es ist irgendwo im Hinterkopf doch nie aktiv präsent gewesen. Ich mein mit Mitte zwanzig hast du anderes im Kopf. Krankheiten und Tod scheinen weit weg. Sowas bekommt man ja erst, wenn man alt ist. Was die Vorsorge angeht, bin ich öfter dort als andere junge Frauen. Was in diesem Zusammenhang mein Glück gewesen ist.


Alice: Wie war dein Verlauf der Krankheit von der Diagnose bis heute?

Matea: Nachdem feststand, was es war, habe ich mich in einem Brustzentrum in Köln vorgestellt. Hier startete meine weitere Therapie. Bevor 100% determiniert werden konnte, womit wir beginnen, musste ich eine Woche an unterschiedlichsten Terminen und Untersuchungen über mich ergehen lassen. Bildgebungen, Vorstellen in einer Kinderwunschklinik, Gespräche auf der onkologischen Ambulanz und vieles mehr. Ein Besuch bei der Kinderwunschklinik war normale Prozedur bei Brustkrebs, Krebsdiagnosen bei Frauen. Die Chemo war aggressiv und konnte somit auch andere Bereiche des Körpers angreifen.  Auf der onkologischen Ambulanz würde ich meine Chemotherapie ambulant durchführen. All das, diente alles zur Vorbereitung und Abklärung des aktuellen Standes meines Körpers. Der grobe Plan war nämlich, dass ich eine neoadjuvante Chemo machen sollte. Neoadjuvant bedeutet, dass die Operation erst nach der Chemo stattfindet.  Im Oktober ging es dann mit der Chemo los. Das erste Mittel waren 4 Einheiten, welche ich in einem zweiwöchigen Abstand erhalten habe. Das war der sogennante Rammbock, der mich ziemlich aus den Schuhen gehauen hat. Danach kam bis Februar ´21 das andere Mittel. Zwölf Wochen, einmal die Woche. Im März erfolgte die erste OP. Hier wurde mir der Tumor entfernt und meine Brust aufgebaut. Ca. zwei Wochen später war der Traum ausgeträumt. Bei meinem Kontrolltermin wurde mir erneut der Boden unter den Füßen weggezogen. Der pathologische Befund hatte gezeigt, dass mein gesundes Gewebe befallen war, das Risiko bestand, dass es sich in die Lymphe absetzt. Ich habe wieder geleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Hier gab es zwei Optionen. Alles belassen wie es ist und in engen Abständen zur Kontrolle kommen. Und mich aufschneiden, alles rausholen und wieder zumachen. Oder die radikale Methode. Masektomie. Komplette Abnahme der rechten Brust. Ich habe mich dann für die zweite Option entschieden. Die OP erfolgte kurz vor Ostern. Nach einer Pause erhielt ich noch Bestrahlung. Dieser Therapieansatz ist dazu da, nicht entfernte Tumorzellen zu zerstören. Vor der ersten Einheit wird man markiert. Hierbei wirst du wie der Name sagt bestrahlt. Man sieht den Strahl nicht und merkt auch nichts. Die bestrahlten Stellen sehen ein wenig aus wie bei einem Sonnenbrand.  Angesetzt sind normalerweise 28 Einheiten. Ich habe aber bei 23/24 abgebrochen. Durch meine pigmentierte Haut waren die Reaktionen extremer. Meine komplette, rechte Brustseite war verbrannt. Ab einem gewissen Punkt hat nichts mehr geholfen

Seit September ´21 mache ich eine Antihormontherapie. Diese erfolgt in Form von Tabletten. Da meine Krebsform hormonrezeptor positiv ist/ war, war dieser Therapieansatz nötig. Die Antihormontherapie blockiert, verhindert die Bildung von Hormonen und Östrogen im eigenen Körper. Man wird in die Menopause versetzt. Zusätzlich zu den Tabletten erhält man im Abstand von 1- 3 Monaten eine Monatsspritze. Diese verhindert, dass man seine Tage bekommt und im Intimbereich Hormone produziert. Nebenwirkungen der Therapie sind: Hitzewallungen, Nachtschweiß, Heißhungerattacken, Knochenschmerzen sowie Risiko einer Osteoporose. Aber auch der Abbau der Lipido. Osteoporose bezeichnet den Abbau der Knochendichte. Die Knochen werden porös und sind anfälliger für Brüche o.Ä.


Alice: Welche Schritte liegen noch vor dir?

Matea: Im November diesen Jahres erfolgt mein persönlicher Traum. Meine Brust/ Brüste werden aufgebaut. Mit Eigenfett. Ansonsten muss ich die nächsten 6 Jahre die Antihormontherapie durchführen. Auch wenn es kein wirklicher „Schritt“ ist so werde ich meine Psychotherapie weiterhin machen. Ich kann von mir nicht auf Andere schließen.


Alice: Was rätst du (jungen) Frauen in einer vergleichbaren Situation?

Matea: Krebs ist ein Arschloch. Da braucht man nichts beschönigen. Jede Geschichte, jedes Schicksal ist so diverse und unterschiedlich wie die Person selbst. Es gibt nicht DEN EINEN WEG, DIE EINE LÖSUNG; DEN EINEN RAT. Ich gehe mit meiner Erkrankung, diesem Abschnitt meines Lebens sehr offen um. Nehme es mit viel Humor. Doch wie jemand mit einer solchen Diagnose, diesem Abschnitt seines Lebens umgeht ist nicht immer gleich. Doch egal wie es ist, es ist okay. Was ich euch auf den Weg mitgeben kann, ist Folgendes.

  1. Hört auf euren Körper. Geht zur Vorsorge. Denn Krebs macht vor niemandem Halt! Es ist ihm egal wie alt ihr seid, was ihr macht, wie ihr ausseht oder wo ihr lebt.  Er ist keine Alterskrankheit! Investiert in eure Gesundheit 😊  
  2. Solch eine Krankheit kann und zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Es begräbt einen. Oft genug ist es zu viel, aussichtslos. Holt euch professionelle Unterstützung. Baut euch ein Auffangnetz. Es ist keine Schande nach Hilfe zu fragen, sich diese zu holen! Es ist kein Zeichen von Schwäche! Holt euch einen Therapeuten. Denn der Grad zwischen „Ich schaff das“ und „ Ich komm nicht mehr raus“ ist sehr schmal. Freunde und Familie, Partnerín sind wichtig. Aber auch sie können nur bis zu einem gewissen Grad helfen. Können nur bis zu einem gewissen Grad verstehen. Wir leben in Zeiten von Social Media also wieso nicht nutzen? Es gibt genug Organisationen und Hilfen. Lebensheldin, DKMS, Pinkribbon und viele mehr. Aber es ist auch ein Weg sich mit anderen Betroffenen zu connecten. Mit anderen Kämpferinnen, Survivorn. Dank Social Media habe ich meine Cancerfamily gefunden. Meine Cancerqueens.

Es gibt ein „Saying“ was es ganz gut zusammenfasst. „ You are braver than you believe, stronger than you seem and smarter than you think“. Auch wenn ich ein sehr positiver Mensch bin, Little Miss Sunshine, der die Sonne aus dem Allerwertesten strahlt ( mehr als ihr vielleicht gut tut :D) so   stand ich oft genug am Abgrund. Konnte nicht mehr, wollte nicht mehr. Hatte das Gefühl zu ertrinken. Lawinen an Gedanken, Gefühlen und Emotionen schlugen auf mich mehr als einmal ein. Begruben mich. Ich habe mich gefragt wie ich das schaffen soll. Ob ich es kann. Ob ich überleben würde. Zwischen aufgeben und weitermachen war es ein sehr schmaler Grad. Angst, Überforderung, Hilflosigkeit, Trauer waren stehte Begleiter. Jeden Tag, mehrmals in der Woche schien es einfach unmöglich. Und genau in diesen Momenten ist es passiert. Diese Momente waren es, welche mich wieder haben aufstehen lassen. In denen ich meine Boxhandschuhe ausgegraben habe, mich berappelt habe und gesagt habe „Ready, Set, FIGHT“. Denn nichts ist UNMÖGLICH. Ich sage nicht, dass es einfach ist. Dass es einfach war. Aber man hat immer eine Wahl! You have the chace for change. Dass dies nicht von einem auf den anderen Tag geht, ist klar. Es braucht Zeit. Es braucht Niederschläge, die dunkeln, negativen Phasen. Es ist eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen. Wichtig ist, dass man diese zulässt. Denn es ist okay. „It is okay not tob e okay“. Man muss nicht immer stark sein, gute Miene zum bösen Spiel machen. Man muss nicht immer alles schlucken. Mit Allem einverstanden sein. Es einfach über sich ergehen lassen.  Man darf es hassen, weinen, scheiße finden, schreien, die Welt und sich verfluchen, fragen wieso…

ALLES UND SO VIELES MEHR.

Denn es ist unser gutes Recht!

 

Alice: Gibt es seitdem Veränderungen in deinem Leben? (Vorsorge, Sport, Ernährung, Psyche,
Familie ect.)

Matea: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde. Dass solch eine Krankheit einen nicht verändert. Dass sie mich nicht verändert hat. Dass ich immer noch die „Alte“ bin. Es verändert vieles. Verschiedene Bereiche des eigenen Lebens. Könnte sie nicht mal ansatzweise alle aufzählen. Ich habe einen ganz anderen Blick bekommen. Auf Gesundheit, meinen Körper, mein Leben. Natürlich achte ich anders auf mich. Versuche bewusster zu leben und Acht zu geben. Ich versuche es so gut es geht Zucker zu meiden, greife zu Alternativen bei süßen Versuchungen. Sport ist genauso ein wichtiger Bestandteil. Tägliche Bewegung. Kann man ganz einfach in den Alltag einbauen. Wir haben einen Hund 😀 da bleibt einem nichts anderes übrig. Ich habe mein Leben verändert, angepasst, doch habe ich es nicht übertrieben. Eine gewisse Balance ist wichtig. Natürlich muss man auch sich achten, achtsamer und aufmerksamer sein. Doch das bedeutet nicht, sich einzuschränken, Dinge verbieten.

Krebs ist tatsächlich nicht die erste gesundheitliche Klatsche, welche ich im Leben erhalten habe. Ich hatte 2018 einen Schlaganfall. Und so furchtbar und wirklich unendlich scheiße diese zwei Krankheiten waren und zwischendurch noch sind, habe ich viel Gutes für mich draus gezogen. Sie haben mich viel gelehrt. Dankbarer gemacht. Für das, was ich habe, was ich erreicht habe. Ich genieße bewusster, die kleinen Momente im Leben.  Sie haben mir am allermeisten gezeigt, wie stark ich eigentlich bin. Dass in mir mehr steckt als man meint. Prioritäten ändern sich. Ich habe einen gesunden Egoismus entwickelt. Mache mehr für mich, was mich glücklich macht, wodurch ich mich gut fühle. Mein Körper und Körpergefühl, was dieser benötigt, ist anders. Ich höre mehr drauf, pflege es. Er ist keine 90/60/90, entspricht nicht dem „Ideal“. Aber genau das macht ihn so toll. Wunderbar schon.

Denn seien wir mal wirklich ehrlich. Wenn man solch eine Krankheit erhält, sie bekämpft ist das eine zweite Chance. Auf sich, für sich, aufs Leben. Am Ende des Tages kommt es nicht auf die Anderen an, sondern auf DICH! Am Ende des Tages muss man selbst glücklich und zufrieden sein. Wir müssen es niemanden Recht machen, niemanden beeindrucken, niemandem beweisen. Es geht ganz allein um uns. Du bestimmst. Du gibst den Ton an. Du entscheidest das Tempo. Nur man selbst weiß, was man braucht, was einem gut tut und man will. Unsere Gesundheit, unsere Zeit. Und das sind zwei Dinge, welche man nicht wiederbekommt. Vieles im Leben ist vergänglich. Wir beschäftigen uns viel zu sehr mit dem, was war und was sein wird.  Dabei haben wir nur EINS. Lebt im Hier und Jetzt. Genießt jeden Moment. Trag das Kleid, die Schuhe. Gönn dir den Kuchen, die Tasche. Fülle dein Leben mit Good Vibes, Happiness, Love, Laughter. Momenten und Erlebnissen. Weniger denken einfach mal machen. Denn wer hält dich ab? Was hindert dich? Nichts. Das Leben ist schon ernst genug, wir müssen es nicht noch ernster machen oder nehmen. Eine Prise Charme, Humor, Witz kann nie schaden. Wir alle sind Kunst, gezeichnet vom Leben. Wir alle haben Ecken und Kanten, doch am Ende des Tages sind wir ziemlich bombe. Wir alle sind bunt, diverse, unique. Nicht von der Stange!

YOU ARE A QUEEN, PERIODT!